Investitionen und Innovationen in der Diabetesbehandlung:
Fokus auf Insulin-Analoga und Antiadiposita
Die führenden Unternehmen im Bereich Diabetes- und Adipositasmedikamente investieren Milliarden in den Ausbau ihrer Produktionskapazitäten und in die Entwicklung innovativer Therapien.
Novo Nordisk setzt mit einem 25-Milliarden-Dollar-Investitionsplan für die nächsten fünf Jahre ein deutliches Zeichen. Das dänische Unternehmen will die Produktion seiner erfolgreichen Antiadiposita-GLP-1-Medikamente Ozempic und Wegovy massiv ausbauen. Durch neue Anlagen in Dänemark und den USA sowie Erweiterungen bestehender Standorte sollen die Produktionskapazitäten bis 2029 verdreifacht werden. Parallel dazu forscht das Unternehmen an einer oralen Version des Wirkstoffs Semaglutid.
Auch Eli Lilly investiert weltweit in neue Produktionsstätten. In Alzey (Rheinland-Pfalz) entsteht seit Sommer 2024 eine Anlage für 2,3 Milliarden Euro, die injizierbarer Medikamente für Diabetes und Adipositas produzieren sollen. Dabei entstehen bis zu 1000 Arbeitsplätzen. Zusätzlich baut Lilly zwei Fabriken in North Carolina für 3,7 Milliarden Dollar. Diese Investitionen sollen die Produktion des vielversprechenden Medikaments Mounjaro (Tirzepatid) steigern. Lilly erwartet die EU-Zulassung für Mounjaro, das in Studien eine stärkere Gewichtsreduktion als Wegovy zeigte, noch dieses Jahr.

Auch Sanofi baut mit einer Investition von 900 Millionen Euro eine neue Produktionsanlage zur Insulinproduktion in Frankfurt/Main, damit bekräftigt das französische Unternehmen sein Engagement auf dem deutschen Markt. Sanofi arbeitet intensiv an der Entwicklung eigener GLP-1-Rezeptor- Agonisten und sieht diesen Markt als strategisch wichtig an.
Diese Investitionen zeigen einen Paradigmenwechsel in der Insulintherapie. Der Trend bewegt sich weg von Human-Insulinen hin zu moderneren Analog-Insulinen und GLP-1-Rezeptor-Agonisten. Die Strategien der Unternehmen in Bezug auf Insulin-Analoga unterscheiden sich dabei:
Sanofi, Pionier mit Lantus (Insulin glargin), einem der ersten langwirksamen Analog-Insuline, bietet in Deutschland neben Lantus auch Toujeo (konzentriertes Insulin glargin) und Apidra (schnellwirksam) an. Das Unternehmen investiert sowohl in Analog- als auch in Human-Insuline und sieht weiterhin Bedarf für beide Insulinarten.
Novo Nordisk fokussiert auf die Entwicklung und Vermarktung von Insulin-Analoga. In Deutschland bietet das Unternehmen mehrere Analog-Insuline an, darunter Levemir (langwirksam) und NovoRapid (schnellwirksam). Das Unternehmen hat angekündigt, die Produktion von Human-Insulin in den nächsten Jahren schrittweise einzustellen und sich vollständig auf Analog-Insuline zu konzentrieren.
Eli Lilly setzt ebenfalls auf Insulin-Analoga und vertreibt in Deutschland u.a. Humalog (schnellwirksam) und Abasaglar (langwirksam, Biosimilar zu Lantus). Das Unternehmen plant, die Kapazitäten für Analog-Insuline weiter auszubauen, hält aber auch an der Produktion von Human-Insulin fest, um Patienten weiterhin Wahlmöglichkeiten zu bieten.

Analog-Insuline bieten gegenüber rekombinantem Humaninsulin Vorteile: eine schnellere Wirkung bei kurzwirksamen Analoga, eine gleichmäßigere und länger anhaltende Wirkung bei langwirksamen Analoga, ein geringeres Risiko für nächtliche Hypoglykämien und ermöglichen eine flexiblere Anwendung. Allerdings gibt es auch Nachteile wie höhere Kosten und weniger Langzeiterfahrung bezüglich möglicher Nebenwirkungen.
Die Herstellung von Analog-Insulinen erfolgt biotechnololgisch: Das Gen für Humaninsulin wird gezielt verändert, um die gewünschten Eigenschaften zu erzielen. Dieses modifizierte Gen wird in Bakterien oder Hefezellen eingeschleust, die dann das Analog-Insulin produzieren. Nach Extraktion und Aufreinigung können je nach Produkt weitere Modifikationen erfolgen.
GLP-1-Rezeptor-Agonisten wirken durch mehrere synergistische Mechanismen: Sie stimulieren insulinabhängig die Insulinsekretion und hemmen die Glukagonausschüttung, was zu einer verbesserten glykämischen Kontrolle führt, ohne das Risiko von Hypoglykämien zu erhöhen. Zudem verzögern sie die Magenentleerung und reduzieren den Appetit, was zur Stabilisierung des Blutzuckerspiegels und zur Gewichtsreduktion beiträgt. Diese Kombination kann den Gesamtzustand von Patienten mit Typ-2-Diabetes signifikant verbessern.